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Ingenieurwissenschaft
trifft Medizin
Der Kooperationsstudiengang Medizintechnik
der TU Darmstadt und der Goethe Universität Frankfurt
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Ingenieurwissenschaft
trifft Medizin
Der Kooperations-Studiengang Medizintechnik der TU Darmstadt und der Goethe Universität Frankfurt
2018 ging der gemeinsame Kooperationsstudiengang Medizintechnik der TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt an den Start.
Seitdem haben 132 Studierende den Studiengang erfolgreich abgeschlossen, ist ein Forschungsnetzwerk entstanden und wurden wichtige Projekte zum Erfolg.
Wir nehmen Sie mit auf eine bilanzierende Reise.
2018 ging der gemeinsame Kooperations-Studiengang Medizintechnik der TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt an den Start.
Seitdem haben 132 Studierende den Studiengang erfolgreich abgeschlossen, ist ein Forschungsnetzwerk entstanden und wurden wichtige Projekte zum Erfolg.
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„Spannende und abwechslungsreiche Kombination“
Drei Absolvent:innen blicken
auf ihr Medizintechnik-Studium zurück
„Spannende und abwechslungsreiche Kombination“
Drei Absolvent:innen blicken
auf ihr Medizintechnik-Studium zurück
Ellen Bräuer, Theresa Nolte und Phil Reize haben ihren Master in Medizintechnik gemacht, einem gemeinsamen Studiengang der RMU-Partnerinnen TU Darmstadt und der Goethe-Universität Frankfurt. Im Interview berichten sie über ihre Erfahrungen.
Wenn Sie den Studiengang Medizintechnik in einem Satz erklären müssten, wie würde dieser lauten?
Ellen Bräuer: Der Name sagt eigentlich schon alles aus: Medizintechnik = Medizin + Technik. Ingenieur:innen wird die Fremdsprache „Medizin“ beigebracht, und plötzlich kann man gegenseitig erfolgreich kommunizieren.
Theresa Nolte: Der Studiengang Medizintechnik bildet, wie der Name schon vermuten lässt, eine spannende und abwechslungsreiche, aber auch herausfordernde Kombination aus Elektrotechnik und Medizin, wobei der Fokus aber mit 80 Prozent eindeutig auf der Elektrotechnik liegt.
Phil Reize: Ein Elektrotechnikstudium angereichert mit medizinischem Grundwissen, tollen Einblicken in die Klinik und einem inhärenten Fokus auf Interdisziplinarität, das einem den Weg in eines der wichtigsten Forschungsfelder unserer Zeit ebnet.
Warum haben Sie sich entschieden, Medizintechnik zu studieren?
Bräuer: Ich habe davor Mechatronik (auch an der TU Darmstadt) studiert, aber irgendwas hat mir noch gefehlt, und ich konnte mir nicht vorstellen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten. Zufällig habe ich von einem neu beginnenden Studiengang namens Medizintechnik gehört und mich entschlossen, diesen als Zweitstudiengang zu beginnen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich für den Master komplett zur Medizintechnik gewechselt bin.
Nolte: Ich fand schon in der Schule Mathe und Physik immer spannend, aber wollte gerne etwas studieren, was anwendungsnäher ist. Bei den reinen Ingenieurswissenschaften haben mich die Anwendungen dann nicht so sehr angesprochen. Als ich dann aber auf einer Messe Studierende getroffen habe, die Medizintechnik studieren, wusste ich, dass das das Richtige für mich ist.
Reize: Ich wollte etwas Ingenieurstechnisches mit Schwerpunkt Elektrotechnik studieren. Dafür habe ich das klassische Medizinstudium links liegen gelassen, das mich ebenfalls sehr interessiert hat. Mein bester Freund hat sich zeitgleich für Mechatronik entschieden und beim Durchscrollen der Website fand ich „Med“ direkt unter „Mec“; so habe ich den Studiengang entdeckt, der beide meine Interessen kombiniert.
Was sind Ihre Berufspläne, und sind es dieselben wie zu Beginn Ihres Studiums?
Bräuer: Zu Beginn des Studiums hatte ich noch keine Idee, welchen Beruf ich später machen will. Deshalb habe ich mich im Laufe des Bachelors durch viele verschiedene Wahlkurse ausprobiert und nach diesen Erfahrungen im Master meine Vertiefung gewählt. Nach dem Abschluss des Studiums arbeite ich als Medizinphysikerin und bin momentan dabei, meine Fachkunde als MPE (Medizinphysikexpertin) zu erwerben.
Nolte: Seit Januar 2025 promoviere ich am Fachgebiet KIS*MED – Künstlich Intelligente Systeme der Medizin. Eine Promotion habe ich auch am Anfang meines Studiums schon im Auge gehabt, aber war mir da noch nicht so ganz sicher. Was ich allerdings nach der Promotion machen möchte, weiß ich noch nicht so genau.
Reize: Aktuell arbeite ich an der TU als Doktorand im Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik, einem der ersten MedTec-Fachgebiete. Mittelfristig werde ich also an der Universität bleiben. Langfristig könnte ich mir eine akademische Laufbahn mit Professur vorstellen, da ich gerne unterrichte und ich die Freiheit der Forschungsarbeit hier schätze. Bis zur Promotion habe ich bereits zu Schulzeiten geplant, der Rest war immer offen.
Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt. Fotos: Paul Abendschein.
Ellen Bräuer
Ellen Bräuer
Theresa Nolte
Theresa Nolte
Phil Reize
Phil Reize
Der Kooperationsstudiengang Medizintechnik im Video
Kooperationsstudiengang Medizintechnik im Video
„Bereicherung für die Medizin von morgen“
Die Studiendekaninnen des Kooperationsstudiengangs Medizintechnik im Interview
„Bereicherung für die Medizin von morgen“
Die Studiendekaninnen des Kooperationsstudiengangs Medizintechnik im Interview
Gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt als Partnerin der Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) bietet die TU Darmstadt seit 2018 den Studiengang Medizintechnik an. Die beiden Studiendekaninnen Anja Klein und Miriam Rüsseler blicken zurück auf die Anfänge und wagen eine Prognose für die Zukunft.
Professorin Anja Klein, Studiendekanin im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) der TU Darmstadt (Foto: privat)
Professorin Anja Klein, Studiendekanin im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) der TU Darmstadt (Foto: privat)
Professorin Miriam Rüsseler, Studiendekanin Klinik im Fachbereich Medizin der Universitätsklinik Frankfurt am Main (Foto: Universitätsmedizin Frankfurt)
Professorin Miriam Rüsseler, Studiendekanin Klinik im Fachbereich Medizin der Universitätsklinik Frankfurt am Main (Foto: Universitätsmedizin Frankfurt)
Frau Klein, Frau Rüsseler, zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Disziplinen über zwei Hochschulen hinweg zu einem Studiengang zu bündeln, das klingt nach einem mutigen Projekt. Was waren damals Ihre Visionen?
Professorin Anja Klein: Heute ist kein Lebensbereich mehr ohne Technik denkbar, ob im Alltag oder in Situationen, in denen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Technik begleitet die Welt schon jetzt und noch stärker die Welt von morgen. Wir wollten einen Studiengang schaffen, in dem Grundlagen für Innovationen durch noch nicht selbstverständlich verknüpfte Disziplinen entstehen können – Innovationen, die die medizinische Versorgung von Menschen verbessern oder sogar Leben retten. Durch die Hartnäckigkeit und Einsatzbereitschaft meiner beiden Kollegen Professor Jürgen Adamy und Professor Ulrich Konigorski als Initiatoren und maßgebliche Akteure bei der Umsetzung konnte so ein Studiengang über zwei Universitäten hinweg geschaffen werden, der den Geist der Zeit trifft und deutlich macht: Gemeinsam sind wir stärker.
Professorin Miriam Rüsseler: In unserem klinischen Alltag hat die Medizintechnik schon seit 100 Jahren einen festen und großen Stellenwert in verschiedensten Bereichen (z.B. Einsatz Herz-Lungen-Maschine seit 1953, Dialyse seit 1924, Sonographie seit 1942). Für eine Umsetzung von Fragestellungen aus dem klinischen Alltag in technische Lösungen bedarf es einer gemeinsamen Sprache zwischen Medizin und Technik und insbesondere auf beiden Seiten eines Verständnisses für den klinischen Alltag, um Produkte zu entwickeln, die wirklich anwendbar sind. Genau dies ermöglicht dieser Studiengang und bildet damit eine wesentliche Bereicherung für die Medizin von morgen. Mein großer Dank geht hier an meinen Kollegen und Vorgänger im Amt als Studiendekan Professor Robert Sader, der die Vision dieses Studiengangs in die Umsetzung gebracht hat.
Wenn Sie Ihre Visionen vor fast zehn Jahren mit den heutigen Erfolgen vergleichen: Haben sich der Einsatz und der Mut von damals gelohnt?“
Klein: Auf jeden Fall! Wir sehen Absolvent:innen, die beide Sprache sprechen – die der Medizin und die der Elektro- und Informationstechnik. Das ermöglicht erst eine effiziente und innovative Zusammenarbeit der Disziplinen. Das Interesse an dem Studiengang ist seit Anbeginn hoch, die Studierenden sind enorm intrinsisch motiviert, was sich nicht zuletzt in den überdurchschnittlich guten Abschlussnoten widerspiegelt. Alle Beteiligten, Studierende wie Lehrende, brennen für das Fach, weil es die Technik und den Menschen verbindet.
Rüsseler: Das großartige Engagement der Lehrenden und Dekanate bei der Konzeption und dem Aufbau des Studiengangs, insbesondere in der Ausdifferenzierung der einzelnen Module, hat sich gelohnt. Dies zeigt das große Interesse am Studiengang, sowohl im Bachelor als auch im Master. Insbesondere die bisherigen Bachelor- und Masterarbeiten zeigen, dass die Vision Früchte trägt. Wir haben zudem sehr motivierte Studierende und Lehrende an beiden Universitäten, die mit großem Engagement die Weiterentwicklung des Studiengangs voranbringen.
Für welche gesellschaftlichen Entwicklungen werden die Studierenden, die 2025 mit dem Studiengang Medizintechnik beginnen, Antworten finden können und müssen?
Klein: Die Gesellschaft wird älter, die Lebenserwartung steigt in westlichen Ländern. 2050 werden z.B. Schätzungen zufolge zwei Millionen Menschen in Deutschland mit Demenz leben. Aber auch der Bereich der personalisierten Medizin wird mehr an Bedeutung gewinnen. Hier stehen wir erst ganz am Anfang, durch die Technik wird es zukünftig für uns heute noch unvorstellbare Möglichkeiten geben, individuelle Diagnose- und Behandlungsverfahren zu optimieren.
Rüsseler: Die heutigen Herausforderungen in der Medizin sind vielfältig. Dies ist auf der einen Seite der bestehende Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite steht eine zunehmend älter werdende Gesellschaft mit multiplen chronischen Erkrankungen. Hier bedarf es kreativer Lösungen, wie Fachkräfte in der Versorgung unterstützt werden können. Und nicht zuletzt die enormen wissenschaftlichen Fortschritte in der Diagnostik und Therapie, insbesondere bei verschiedenen Krebserkrankungen, brauchen Lösungen, um in der breiten, individuellen Anwendung umsetzbar zu sein.
Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektro- und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt.
Medizintechnik – Zahlen bitte!
Medizintechnik – Zahlen bitte!
ABSCHLÜSSE
123
seit Start im Wintersemester 2018/19
BACHELOR-BEWERBUNGEN
256
für 120 Plätze im
Wintersemester 2024/25
MASTER-BEWERBUNGEN
144
im Wintersemester 2024/25
FRAUENANTEIL B.SC.-STUDIENGANG
50,9%
im Wintersemester 2024/25
FRAUENANTEIL M.SC.-STUDIENGANG
58,8%
im Wintersemester 2024/25
STUDIERENDE MIT AUSLANDSAUFENTHALT
42
im Wintersemester 2024/25
FORSCHUNGSNETZWERK DER RMU
30+
Forschende kooperieren
FORSCHUNGSNETZWERK DER RMU
15
aktuell laufende Projekte
Spitzentechnologie
für die Kinderkrebsstation
MultiDrug-TDM: Neuer LOEWE-Schwerpunkt für Medizintechnik
Spitzentechnologie
für die Kinderkrebsstation
MultiDrug-TDM: Neuer LOEWE-Schwerpunkt für Medizintechnik
Der neue, an der TU Darmstadt koordinierte LOEWE-Schwerpunkt „MultiDrug-TDM“ wird ab 2026 vier Jahre vom Land Hessen mit rund 4,3 Millionen Euro gefördert. Das Ziel: ein neuartiges intelligentes Sensorsystem, das die Versorgung von kindlichen Krebspatient:innen entscheidend verbessert. Indem Wirkstoffspiegel von Medikamenten direkt am Krankenbett gemessen werden, kann die Therapie unmittelbar personalisiert angepasst werden.
Standardtherapien stoßen bei Kindern oft an ihre Grenzen, da individuelle Unterschiede im Stoffwechsel kaum berücksichtigt werden. Gerade bei der Behandlung von Krebserkrankungen sind aber präzise, personalisierte Dosierungen entscheidend, um wirksam und gleichzeitig möglichst schonend therapieren zu können. Genau hier setzt der neue interdisziplinäre LOEWE-Schwerpunkt „Personalisierte Medizintechnik für das therapeutische Drug-Monitoring am Point-of-Care in der pädiatrischen Onkologie – MultiDrug-TDM“ an: Das Team bestehend aus den RMU-Partnern TU Darmstadt und Goethe-Universität Frankfurt erforscht ein innovatives Sensorsystem, das Wirkstoffkonzentrationen in Echtzeit erfasst und so eine passgenaue medikamentöse Behandlung von jungen Patient:innen ermöglicht. Koordiniert wird das Projekt von Professor Torsten Frosch, Fachgebiet Biophotonik – Medizintechnik der TU Darmstadt.
„Echten Impact erzielen wir nur durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Nur, wenn wir die Perspektiven aller Beteiligten zusammenführen, voneinander lernen und eine gemeinsame Sprache entwickeln, lassen sich komplexe medizintechnische Herausforderungen wirklich lösen. Genau das ist unser Anspruch bei MultiDrug-TDM.“
Erforschung eines hochinnovativen Sensorsystems
Im Zentrum des neuen LOEWE-Schwerpunkts MultiDrug-TDM steht die Erforschung eines hochinnovativen Sensorsystems, mit dem die Wirkstoffspiegel lebensrettender Medikamente bei Kindern und Jugendlichen mit Krebserkrankungen direkt auf der Krankenstation aus kleinsten Blutproben bestimmt werden. Somit wird eine individuelle Dosisanpassung von Medikamenten bereits während der Visite möglich. Bisher müssen Blutproben in Speziallabore verschickt werden, was eine rechtzeitige Dosisanpassung verhindert. Somit ist eine optimale Therapie aktuell nicht möglich. MultiDrug-TDM wird einen Paradigmenwechsel für das therapeutische Drug-Monitoring (TDM) schaffen: Mit einem tragbaren Point-of-Care-Gerät könnten Ärzt:innen direkt am Krankenbett fundierte Entscheidungen für eine personalisiert optimierte Therapie treffen – schnell, datenbasiert und patientenzentriert.
Dies wird nicht nur eine wirksamere Behandlung ermöglichen, sondern auch eine höhere Sicherheit im Therapieverlauf und eine spürbare Entlastung des medizinischen Personals bewirken. Besonders wegweisend ist der adaptive Ansatz des neuen Sensorsystems: Die Messparameter der Sensorik werden in Echtzeit automatisiert nachgeführt – ein erster Schritt hin zur selbstoptimierenden, intelligenten Medizintechnik der Zukunft.
Kompetenz aus mehreren Disziplinen
MultiDrug-TDM bündelt exzellente Expertise aus verschiedenen Disziplinen in einer starken Allianz. Technologische Innovationen in Richtung Biosensorik sowie KI-gestützter Signalverarbeitung und Datenanalyse – vertreten durch sieben Fachgebiete der TU Darmstadt – werden mit medizinischer Spitzenkompetenz in der pädiatrischen Onkologie und klinischen Pharmakologie am Fachbereich Medizin der Goethe-Universität Frankfurt gepaart.
Die MultiDrug-PIs, von links nach rechts: Eugenia Toimil-Molares, Thomas Burg, Christoph Hoog Antink, Torsten Frosch, Thomas Lehrnbecher, Dominique Thomas, Andreas Blaeser, Michael Muma. (Foto: Sebastian Keuth)
Die MultiDrug-PIs, von links nach rechts: Eugenia Toimil-Molares, Thomas Burg, Christoph Hoog Antink, Torsten Frosch, Thomas Lehrnbecher, Dominique Thomas, Andreas Blaeser, Michael Muma. (Foto: Sebastian Keuth)
Text: Silke Paradowski; Foto: FG Biophotonik



